Buenos Aires, 23.04.2014

Y lo mejor para el final: José Ignacio, Uruguay

Das beste kommt wohl immer am Schluss. Unglaublich, dass wir überhaupt die vorangegangenen Wochen noch haben toppen können. Auf alle Fälle wollten wir am Ende der Reise noch etwas "Urlaub" haben. Sightseeing macht müde, die Städte hatten wir auch satt, stattdessen wollten wir Ruhe, Meer und Pferde. Plötzlich waren wir in einem kleinen Ort an der Südküste von Uruguay. José Ignacio ist ein Geheimtipp, gerne von Promis besucht. Selbst Shakira hat hier ein Haus und wenn die Tochter des Präsidenten hier wohnt, dann spricht das wohl für sich.

Wir haben über booking eine Posada gefunden, das ist eine Estancia ohne Viehzucht. Wir lasen von Pferden und haben Bilder eines herrlichen Pools gesehen, nur war dieses mal die Zimmergröße nicht angegeben. Warum nicht, stellt sich später heraus, denn es handelte sich um die ganze Posada, die eine Schweizer Familie vermietet, wenn sie nicht selbst da ist. Im Nebengebäude wohnten Yamandú und Isabel, die uns den ganzen Tag liebevoll umsorgt haben. Ich dachte ich träume!!! 

An unserem ersten Tag haben wir erst einmal mühevoll versucht, die eigenen Pferde zum Laufen zu kriegen. Doch 8 Monate rumstehen tut wohl keinem Pferd gut und eines davon wahr wohl kaum eingeritten. Nach 3 Stunden waren die Hufe zwar tipp topp gerichtet, allerdings ist der spröde Sattelgurt gerissen bevor ich überhaupt auf dem Pferd saß. Doch so schnell gibt Tami nicht auf und so irre ich mit dem widerspenstigen Pferd durch den Olivengarten und es mag es wohl gar nicht, wenn ich sanfte Kommandos gebe und erst recht nicht, wenn ich deutlich werde. Am späten Nachmittag ist das Projekt dennoch zu Ende. Total verschwitzt stellen wir fest, dass Criollos auch keine Naturtalente sind. Mit den letzten Kräften radeln wir erst mal an den Strand und erschrecken uns vor den vielen Möchtegern-Promis. Kann auch sein, dass wir bloß niemanden erkannt haben, ...oder sie uns nicht. Ich dachte nur einmal Carmen Geiss ist im Bikini an uns vorbei gejoggt, allerdings hätte mir dieser Anblick auch gerne erspart bleiben können.

Die nächsten Tage gehen wir professioneller vor. Wir gönnen uns die Drinks am ruhigen eigenen Pool und reiten mit Jorge aus, der unweit seine Ranch hat. Er freut sich richtig, dass wir gute Reiter sind und so galoppieren wir die meiste Zeit im wilden Tempo querfeldein über die satten Wiesen Uruguays und am Stand entlang, wo den C-Promis der Mund weit offen stehen bleibt. An einer Lagune geht Jorge unfreiwillig baden. Ich wusste gar nicht, wie tückisch sich nasser Sand verhalten kann. Sein Criollo bleibt brav, auch wenn es bis zum Bauch einsinkt und wir sind alle plötzlich nur noch halb so wild. So wie wir in Argentinien gelernt haben mit Pferden zu klettern, so haben wir hier gelernt im gestreckten Galopp Sanddünen hinunter zu brechen. Alles natürlich mit gebührendem Gebrüll des Übermuts. 

Yamandú leiht uns seine KTM für weitere Ausflüge und Abends joggen wir mit den Hunden bevor wir lecker Fisch grillen und in der Dämmerung vor uns hin seufzen vor Begeisterung. Was für ein Leben! 

Es ist kaum zu glauben, aber auch 2 Monate vergehen wie im Flug. Es war eine wunderschöne Reise mit vielen Highlights in einem riesigen Land, das nicht unterschiedlicher in seinen Regionen sein könnte. Gletscher, Salzwüsten, Kakteenwälder, Tropen und Wasserfälle, dazu jede Menge Steaks, Rotwein und Dulce de Leche. Uruguay kam ein bisschen zu kurz, aber wir waren sicher nicht das letzte mal hier. Vamos a regresar, ...¡seguramente! Wir müssen schließlich noch an unserem Spanisch und Tango feilen... :-)

José Ignacio (Uruguay), 16.04.14

CATARATAS DEL IGUAZÚ

Im Grenzgebiet zu Brasilien und Paraguay stürzen sich insgesamt 275 Wasserfälle 70m in die Tiefe. Hier im Nordosten Argentiniens steigt die Luftfeuchtigkeit Nachts auf 90% und es fallen jährlich 2000mm Niederschlag, oder wie wir meinen ausgerechnet an unseren 4 Besuchstagen. 

Außerdem steht im Reiseführer, dass man möglichst früh in den Nationalpark fahren soll, da man an starken Besuchstagen auf den Plattformen erdrückt wird. Mann, haben wir ECHT GLÜCK(!!), dass es IN STRÖMEN SCHÜTTET(!?!) und niemand an unseren vier Tagen freiwillig den Park betritt(...).

Wir haben jedoch die Ruhe weg, da wir ein Upgrade in unserem schönen Hotel bekommen haben und die Blitze von unserer Suite aus beobachten. Es ist fast zu gemütlich um wirklich aufzustehen, doch als es jeweils zwischen 15 und 16 Uhr zu regnen aufhört, bereuen wir es an keinem Tag noch zu den Wasserfällen gefahren zu sein. Eine seltsame und wohl auch seltene Ruhe herrscht im Park, als die Tiere ihre Köpfe aus ihren Unterschlupfen strecken. Wir sehen ganz viele super knuddlige Nasenbären, aber auch Tukane, Kolibris, Affen, Meerschweinchen und unzählige Vögel und Schmetterlinge. Außerdem gibt es hier noch wilde Pumas, Jaguare, Waschbären und sogar Blut saugende Vampire... 

Wir bestaunen die Fälle von der Brasilianischen sowie von der Argentinischen Seite aus. Trotz schlechtem Wetter entscheiden wir uns eine der berüchtigten Bootsfahrten zu unternehmen, die direkt unter die Fälle hineinführt. Nass sind wir doch ohnehin schon. Was für ein Spaß! 

Ein paar Tage sind wir nun schon in Uruguay auf einer ruhigen Estancia, doch in meinen Ohren rauscht es ab und zu noch immer von den Fällen.

Puerto Iguazu, 10.04.2014

"Salta - die Schöne" heißt es und genau diese Erfahrung machen wir 4 Tage lang bei unserer Erkundung des Hohen Norden Argentiniens mit dem Geländewagen. 

Fast täglich führen uns unsere Ausflüge auf 4000 Höhenmeter hinauf. Wer glaubt, hier gibts nichts mehr zu sehen, hat sich getäuscht. Unendliche Weiten rauben einem den Atem. Dann spazieren ein Esel oder ein paar Alpakas vorbei und die Kakteenlandschaft schreckt auch nicht vor der Höhe zurück. Ganz allein steht man da und man hört nur den Fotoapparat klicken. 

Wir erreichen den Salzsee "Salinas Grandes" nach einer aufregenden Passstraßenfahrt. Alles ist weiß soweit das Auge sehen kann und es erinnert an Schnee. Nach einer kurzen Kostprobe sind wir uns sicher, dass es kein Schnee sein kann (Nicht mal gelber Schnee kann so salzig schmecken!?!). Ingo lässt es sich nicht nehmen und dreht ein paar Runden auf dem See. Ich bin skeptisch. Ob dieser See auch einbrechen kann? Da schieße ich lieber die nächsten hundert Bilder. 

Als wir Humahuaca erreichen, bekommen wir an der Touristeninfo ein Bild von einem Berg zu sehen, der in über 30 verschiedenen Farben schimmert. Da wollen wir hin! Nur leider finden wir im ganzen Dorf niemanden, der uns freiwillig den Weg verrät. Alle sind sich einig, für dieses Geheimnis muss man eine Stange Geld los werden. Wir versuchen es dennoch auf die eigene Faust. Wozu auch haben wir ein geländegängiges Fahrzeug. Zur Not wird es halt eine holprige Spazierfahrt. Wir gabeln noch 3 Rucksacktouristen auf, die alle ein paar Infos gesammelt haben und ebenfalls nicht das Geld für die kostspielige Tour übrig haben. Lustigerweise sind tatsächlich die Straßenschilder manipuliert. Buchstaben und Pfeile sind entfernt und wir fahren auf der Schotterpiste ins Blaue. Umso größer ist die Freude, als uns wieder in schwindelerregender Höhe der erste Blick auf den farbenprächtigen Berg gelingt. So stehen wir da, fern von allen Touribussen und freuen uns mächtig darüber, dass sonst niemand diesen Weg kennt. Auf der Rückfahrt laden wir die einzigen Menschen in diesem Gebiet auf unsere Ladefläche, eine Indiofamilie, die bestimmt schon Stunden des Weges spazieren. 9 Leute erreichen zufrieden Humahuaca und wir haben genug Menschen mit unserem Ausflug glücklich gemacht, dass es für ein bisschen gutes Karma reichen sollte. 

Nach über 1000km Fahrt geben wir den Hilux zurück und entscheiden uns von den Kakteen zu den Tropen aufzubrechen. Die weltbekannten Wasserfälle von Iguazu warten schon auf uns. 

Salta, 05.04.2013

Nach 2 Stunden Fahrt von Córdoba in die unendlichen Weiten des Nichts kommen wir bei schönem Wetter in unserer Estancia an. Die Natur ist atemberaubend schön. Der Herbst war schon vor uns da und die Touristen sind mit dem Sommer verschwunden. Die Sonne gibt nochmal alles und so fallen die gelben Blätter vom Baum wie Regen. 

Unser Zimmer liegt auf der anderen Seite des Flusses. Für etwas mehr Strom, wie zur Betätigung des Haarföhns, müssen wir Bescheid sagen. Dann wird im Haupthaus der Kühlschrank ausgeschalten, damit der Generator nicht in die Luft fliegt. Alles ist spannend und abenteuerlich. Der Blick aus unserem Häuschen ein Traum. Wir schauen vom Bett aus durch die 3 verglasten Außenwände auf den Fluss hinunter (Wer braucht da noch so schnöden Luxus wie einen Haarföhn, Internet oder Fernsehen?!) Die Condore kreisen über dem Tal. Man hört nur die Pferde vor dem Haus grasen und ab und zu ein Schnauben. 

Viel Zeit wird nicht vertan. Das gute Wetter wird genutzt und wir reiten gleich mal los, den Fluss entlang, im Fluss entlang, über Stock und Stein. Die Pferde sind unglaublich trittsicher und ruhig. Unser Begleiter Dario, ein begnadeter Gaucho führt uns und unsere Pferde auf Wegen, die in unseren Augen nicht bereitbar sind. Aber unsere Criollos geben alles und wir haben richtig Spaß. Abends kocht Mutti und gibt uns von dem diesjährigen ernannten besten Wein der Welt einen aus. Sie hat es ja schon immer gewusst, dass das der beste Wein der Welt ist. Es geht uns gut, ... saugut! Wie schön, dass wir dieses traumhafte Plätzchen Argentiniens gefunden haben und 5 Tage hier sein dürfen. 

Die nächsten Tage ändert sich nicht viel außer dem Wetter. Wir verbringen die trockenen Stunden dennoch immer im Sattel und erkunden die schier endlose Weite der Estancia. Die Ausritte scheinen sich von Mal zu Mal zu steigern. Wir klettern mit unseren Pferden die Berge hinauf und hinunter und galoppieren am steinigen Bachbett entlang. Für unsere Criollos alles kein Problem. Und wir haben jeden Tag genug Gesprächsstoff, wie halsbrecherisch und knapp doch dieser oder jener Moment war. 

Am 1.4. werden wir wie jeden Tag gefragt, was wir zu Abend essen wollen. Schön, wenn man der einzige Gast ist. Wie wir unser Fleisch denn wollen, ob roh oder durch. Auf Ingos Frage, was wir denn für Fleisch bekämen, hieß es "eine Art Katze". Ich bin ganz außer mir und frage mich, ob man in Argentinien tatsächlich Katze isst, oder ob wir Puma serviert bekommen. Den ganzen Nachmittag mache ich mir um die Hauskatze Sorgen, die wir den ganzen Tag geknuddelt haben, bis Ingo nochmal nachfrägt: "Welche Katze?". "Na unsere Katze" lautet die Antwort. Ingo: "Die Katze, die wir gesehen haben???". Die Tochter der Estancia: "Kann sein!?" Ich bin total aufgelöst, versuche noch im letzten Moment die Katze vor dem Kochtopf zu retten als sich alles als schlechter Aprilscherz entpuppt. Seither miaut der Hausherr jeden Tag aus der Küche, wenn wir zu Tisch gehen. 

Bei unserer Erkundung im Wald entdecken wir zwei Welpen in einer kleinen Höhle. Wir spielen jeden Tag mit ihnen und der Abschied fällt schwer. Der Abschied fällt überhaupt schwer. Auf unserem letzten Ausritt vor der Abfahrt scheint wieder die Sonne. Noch einmal atmen wir die gute Luft und hören das Geschrei der Papageien. Mutti kocht uns zum Abschied nochmal ihr Lieblingsgericht und packt uns Kuchen für den Nachtbus nach Salta ein. Schweren Herzens lassen wir die Estancia zurück, gerade als das letzte Blatt vom Baum fällt... ;-)))

Córdoba, 30.03.2014

Was macht der gemeine Tourist in Mendoza außer Weingüter besichtigen und Weine testen? Manchen mag das allein ja schon völlig genügen...

Wir leihen uns außerdem ein Auto und fahren in den Anden spazieren, besichtigen die farbenprächtige Natursteinbrücke Puente del Inca, schauen uns den knapp 7000m hohen Berg Aconcagua Gott-sei-Dank (!) von unten an, fahren bis zur Grenze nach Chile und lassen uns an der Statue des Cristo Redentor den eisigen Wind um die Nase wehen. Die Anden zeigen sich aus jeder Perspektive beeindruckend neu, wild und einladend viele Bilder zu knipsen.

Außerdem fahren wir zu Thermalquellen, umgeben von einer weiteren tollen Bergkulisse. Nichts, gar nichts, nada erinnert einen hier an die Therme Erding! Wie vor 30 Jahren mit meinen Großeltern im Slowenienurlaub tunken hier Alt und Jung zusammen in unterschiedlich heißen Becken. Der erste Blick schreckt uns so ab, dass wir beinah wieder umdrehen. Aber mit ein wenig Überwindung haben wir bald einen Heidenspaß und finden auf dem großen Gelände auch sehr reizvolle Plätzchen. Im Gemeinschaftspavillon gibt sich das Altenheim eine Rasierschaumschlacht. Wir sind immer wieder überrascht über die Ausgelassenheit der Argentinier und lachen uns schlapp. Ich hab meine Badeschuhe vergessen, aber keiner bemerkt an diesem Ort auch nur, dass ich seltsame Turnschuhe zum Bikini trage. Auch kann man seltsamerweise nicht bargeldlos am Kiosk bezahlen und am Ende muss ich auch noch eine völlig verbogene Klotür aufbrechen...

An unserem letzten aufregenden Tag in Mendoza fahren wir mit unserem Mietwagen noch in ein riiiiiesen Gulliloch. Das ganze rechte Wagenrad verschwindet darin und wir sitzen auf der Achse auf. Ich sehe unseren Plan für eine letzte Weinverkostung dahin schwinden und wir fragen uns welcher Kran uns hier befreien wird. Doch schon kommt die Putzfrau vom Nachbarhaus angeeilt, ein Mopedfahrer hält schneller als wir schauen können und im Nu haben wir das Auto herausgehoben. Das passiert hier wohl öfter. So ein Glück, dass wir keinen fetten Geländewagen ausgeliehen haben.

Mit dem Nachtbus fahren wir nach Córdoba, aber auf die nächste Stadtbesichtigung haben wir eigentlich keine Lust mehr. Also relaxen wir die nächsten beiden Tage und fahren dann für 4 Tage auf eine Estancia zum Reiten. Das wollen wir doch eigentlich schon seit 4 Wochen!!!

Mendoza, 26.03.2014

Wir verlassen El Calafate mitsamt seinem Mobilfunknetz und fahren 280km durch das Nichts nach El Chaltén. Der Bus hält zu unserer Verwunderung nicht am Busbahnhof, sondern am Eingang zum Nationalpark, wo wir erst mal lernen, wie man Toilettenpapier entsorgt und dass man unter keinen Umständen Feuer machen darf. Wenig später erreichen wir ein winziges, frisch verschneites Dorf, das vor 30 Jahren noch nicht einmal existierte. Unsere Estancia liegt ein paar Kilometer entfernt und wir fragen uns, ob wir dorthin nun laufen müssen. Glücklicherweise ist gerade der Ranchbesitzer in der Stadt und nimmt uns mit auf sein 1000ha großes Zuhause. Ganz anders hab ichs mir vorgestellt, mit vielen Pferden und Tieren, aber die haben sich wohl alle auf dem Grundstück verlaufen. Lediglich ein paar Showkühe halten den Rasen getrimmt. Wir fühlen uns trotzdem gleich wohl im Familienunternehmen, das sich erst auf Schafe und jetzt auf Touristen spezialisiert hat (Ist ja fast das selbe!?!). Diese unendliche Weite und Ruhe hat etwas ganz besonderes. 

Am nächsten Morgen machen wir uns energiegeladen auf den Weg zu Fitz Roy. Aufgrund seiner schroffen Felsen und seinen steilen, spitzen Gipfeln zieht er Weltklasse-Bergsteiger (wie uns) aus aller Welt an. Leider verschätzen wir uns beim Fotografieren und Bestaunen der Natur etwas mit der Zeit, denn 5 1/2 Stunden sind schon um ehe wir die vor Fitz Roy liegenden Bergseen erreicht haben. Bleiben uns also noch knapp 3 Stunden für den Rückweg, wenn wir das freundliche Angebot von Alfredo annehmen wollen, der uns zumindest den Weg zurück zur Estancia ersparen wollte. Ingo staunt nicht schlecht, als ich wie eine Bergziege über die Geröllfelder abwärts springe. Um noch eins draufzusetzen und auch ja pünktlich zu sein, rennen wir den Rest und erreichen El Chaltén nur 2 1/2 Stunden später. Leider gibt das einen derartigen Muskelkater, der uns die folgenden Tage nur mühsam vorankommen lässt. 

Die Tage sind mal wieder verdammt schnell um und schon befinden wir uns auf dem Weg nach Mendoza, die berühmte Weingegend des Landes. Besonders nach ein bisschen Wärme sehnen wir uns.

El Calafate, 19.3.2014

Wo soll ich nur beginnen? Am Besten am Anfang. 

Wir befinden uns im Landeanflug von El Calafate und unter uns breitet sich eine Art atemberaubende Mondlandschaft aus: karg, hügelig, trocken, unendliche Weiten. Das Abenteurerherz beginnt schneller zu schlagen. Zurück zwischen den Wolken lassen wir den schlanken und  imposanten Monte Fitz Roy, den wohl bekanntesten Berg Argentiniens. Wir sind ganz aufgeregt und können es kaum erwarten zu landen, doch das Flugzeug scheint in Zeitlupe der Landebahn entgegenzusteuern. Unter uns nur noch wenige Meter und ich frage mich, ob uns der Treibstoff ausgegangen ist. Das Abenteurerherz schlägt jetzt noch etwas schneller, beinah gefährlich schnell. Keine Landebahn in Sicht, dafür der größte See Argentiniens. Wir halten die Luft an, als die Maschine in die Knie geht. Unter uns gerade so die Landebahn, die kurz vor dem Ufer auch schon wieder zu Ende ist. Drei Meter davor biegen wir nach links ab und die Schweißtropfen fliegen zum Nachbarn hinüber. 

Unsere Unterkunft ist wunderschön! Und das für gerade mal 25€ p.P. inkl. Frühstück. Wie hierbei noch Gewinn gemacht wird, ist mir unklar, bei den Mengen dulce de leche, die wir jeden Morgen verdrücken. Wir sind ganz verrückt nach dem Zeugs! Eine Art Nutella, die man nicht nur auf Brote oder in Pfannkuchen schmieren sollte, wie wir meinen, sondern auch auf Steaks oder einfach anstelle von allen weiteren Nahrungsmitteln verzehren sollte. Kulinarisch gesehen ist dieses Land ohnehin ein Highlight. Neben dulce de leche essen wir jeden Tag Steaks und trinken köstlichen Rotwein. Und es kommt uns nicht in den Sinn den Speiseplan zu ändern! 

Aber zum Essen sind wir nicht nach Patagonien gekommen und so wandern wir die nächsten Tage durchs ewige Eis und lernen viel über Gletscher, insbesonders über die zwei ausgedehnten Eisflächen der Anden, ähnlich denen Grönlands und der Arktis, die sich über 17.900km2 erstrecken. Wir beobachten einige der Gletscherzungen, wie sie kalben und geräuschvoll riesige Eisberge in den großen See Argentiniens fallen. Die Eisberge treiben dann bis in die Steppe und von hinten drückt schon neuer Schnee und Eis nach, das wir dem herben Klima in dieser Region verdanken. Ein unglaubliches Naturschauspiel. Noch dazu haben wir irre Glück mit dem Wetter, denn es windet kaum und die Sonne scheint, was hier selten der Fall ist. 

Nach einer 7stündigen Bootsfahrt zu den verschiedensten Gletscherzungen und einer Wanderung mit Steigeisen im ewigen Eis, verbringen wir den dritten Tag in einem Naturschutzgebiet und beobachten die hier lebenden Flamingos. Einem Greifvogel kommen wir ganz nah. Unsere Augen bleiben minutenlang an den selben Szenen der Natur hängen und wir atmen einfach nur still die patagonische frische Luft und freuen uns, hier sein zu können. 

Morgen geht es weiter nach El Chaltén an den Fuß von Fitz Roy, mit dem Vorhaben zumindest das Basiscamp zu erreichen. Wie es danach weiter gehen soll, haben wir noch nicht herausgefunden, denn angeblich gibt es für die nächsten tausend Kilometer weiter nördlich nur noch Gauchos, die Touristen mit ihrem Wolfsgeheul erschrecken...

Buenos Aires, Donnerstag, 13.3.2014

Wir haben fertig! Oder wie unsere Tanzlehrerin so schoen zu sagen pflegt: "Big salad in your head!" Ingo reitet heute in seiner Spanischstunde schon auf Zwiebeln (cebollas) anstatt auf Pferden (caballos) und ich habe meiner Spanischlehrerin beigebracht, dass es auf deutsch "ich heisse" heisst; stattdessen sagt sie immer "sch-eisse"... Was soll ich da nur sagen?!?!?!?. Wird Zeit, dass wir diese Stadt verlassen.

Also haben wir heute unsere Waesche in die Waescherei gebracht (ein ganzer Sack fuer 4 Euro) und unseren Flug am Sonntag nach El Calafate (Patagonien) klargemacht.

Vielleicht noch ein paar Anmerkungen der Autorin zu Buenos Aires oder einige interessante Verhaltensregeln fuer Reisende in diese Stadt:

- In der U-Bahn wird man mit Handschlag oder Kuesschen (je nachdem ob Mann oder Frau) von Pennern (ja, Sandlern/Obdachlosen) begruesst. Dafuer bekommen sie ein paar Pesos. Anscheinend bringt das Glueck oder man sammelt dadurch gutes Karma, auf alle Faelle kamen wir uns anschliessend ziemlich schaebig vor, dass wir angewiedert abgelehnt haben. Generell gehen die Menschen in dieser Stadt sehr ruecksichtsvoll mit einander um (so wie auch ihre Hunde miteinander).

- An Bushaltestellen steht man Schlange.

- Busfahren ist nur was fuer Mutige. Falls dich der Bus nicht schon an der Haltestelle ueberfaehrt, fliegst du womoeglich waehrend der rasanten Fahrt bei geoeffneten Tueren hinaus.

- Geduld ist eine Gabe, die Gott nur den Argentiniern schenkte. Niemand ist puektlich und dafuer haben auch alle alle Zeit der Welt. (Schon mal interessant so zu leben. Koennte mir auf die Dauer gefallen!)

- Diebstahl ist deine eigene Schuld, wie wir lernen, denn hier wird niemandem etwas Boeses zugefuegt, man wird nur bestraft, wenn man unachtsam oder bloed ist. ...Aha!?! 

- Schaue niemals nicht auf den Gehweg!!!!!! (Achtung! Kaka (=Kacka) de Perro (=Hund) und gefaehrliche Loecher)

- Egal wie gefaehrlich er aussieht, er will wirklich nur spielen.

- Musiktipps: Tanghetto, Bajofondo, Gotan Project

Buenos Aires, Samstag, 8.3.2014

EIGENTLICH wollten wir nach den ganzen Strapazen der letzten Woche und der vielen Lernerei heute lediglich in den Touribus steigen und uns durch B.A. kutschieren lassen. Dem war nicht so. Der "p"loede Bus fuhr naemlich immer an uns vorbei und eine Stelle an der wir haetten einsteigen koennen, haben wir nie gefunden, egal wo wir waren. Stattdessen sind wir durch die ganze Stadt zu Fuss gelaufen und hatten unsere ganz private Tour mit Cocktails und freundlichen Hunden, die wir durchgeknuddelt haben. Man muss dazu sagen, dass die Argentinier hundeverrueckt (muy hundeverrueckt!!!) sind. Selbst in der Gegend, in der wir wohnen, hat jeder arme Schlucker einen Rassehund, dessen Unterhalt hoeher ist als der seines Herrchens. An unserer Stassenecke ist ein Tierwarenladen und man kann kaum glauben welche Penner den Laden mit riesen Saecken Hundefutter verlassen. Argentinier LIEBEN Hunde und dessen ganzer Stolz ist die grosse Dogge, der kleine Pinscher oder der freche Dobermann. Aber ebenso freundlich wie uns diese Leute begegnen, so freundlich begegnen sich die Hunde untereinander und uns. An jeder Strassenecke werden Hunde gestreichelt und stolz bleiben die Einheimischen stehen, damit man ihre Tiere bewundern kann. Ich finde das natuerlich besonders toll und komme kaum von der Stelle... Ich weiss nicht wie viele Kilometer wir heute gelaufen sind, auf alle Faelle kann der Touribus nicht weiter gefahren sein. Nach der anstrengenden Lernerei war es dennoch ein Genuss, mal etwas anderes zu tun. Spanisch-Tango-Spanisch-Tango-Spanisch hilft uns zwar fuer die naechsten Wochen, aber manchmal wissen wir vor lauter lernen gar nicht mehr wo unser Kopf steht.

Buenos Aires, 5.3.2014

Wie echte Rucksackreisende fuehlen wir uns nicht wirklich, als wir auf dem roten Teppich der Lufthansa stehen und spaeter in der Senator Lounge unseren Cocktail schluerfen, aber ein bisschen cool ist es schon...... ;-))). Auf dem 14stuendigen Flug haben wir auch noch Glueck und Ingos Plan geht auf, als der Platz zwischen uns frei bleibt. So erreichen wir Buenos Aires gut ausgeruht. Der Blick auf die Stadt am Morgen ist gigantisch. Endlos gross liegt sie vor uns und wir staunen nicht schlecht, als sich direkt daran die endlose Weite der Pampas anschliesst, auf dessen Feldern der Nebel haengt. Angestrengt suche ich nach den grossen Pferdeherden, von denen ich traeume. Tatsaechlich fahren wir mit unserem Taxi auf dem Weg in die Stadt an den ersten huebschen Ponys vorbei und am Liebsten wuerde ich sofort ins Abenteuer reiten, doch erst mal warten 2 Wochen Sprachschule auf uns. So beziehen wir unser Appartment in der Naehe der Schule und mischen uns kurz darauf neugierig unter das Volk. Wir verbringen die ersten Stunden auf einem Markt und werden ganz spontan im Park Teil einer Show eines Clowns. Irgendwie fuehlen wir uns innerhalb kuerzester Zeit wie zu Hause.

Unsere ersten Schulstunden und -tage sind muy anstrengend - der argentinische Akzent ist gewoehnungsbeduerftig! Unsere erste Tangostunde werde ich jedoch nie vergessen. Zwei Hollywoodberuehmtheiten unterrichten uns in einer Tangoschule der Extraklasse. Damit haben wir nun ueberhaupt nicht gerechnet, als wir die Stunden mit unserem Spanischkurs zusammen gebucht haben. Zuerst sind wir sehr abenteuerlich mit dem Bus in die Innenstadt gefahren (die Route verlaeuft komplett anders als auf dem Plan, wir wissen nicht welche Haltestellen wir passieren, jedoch sind die Einheimischen sehr freundlich und helfen sofort, wenn sie unsere fragenden Gesichter nur sehen). Wir kommen in einer ganz anderen Welt an, als in dem Teil der Stadt aus dem wir kommen. Hier ist tatsaechlich alles sehr zivilisiert und nicht so voller Hundekacke auf den gar nicht so loechrigen Gehwegen. Auch sehen die Restaurants viel appetitlicher aus, denn bisher haben wir uns mehr von dem guten Rotwein des Landes ernaehrt als von den gemischten Grillplatten, auf denen wir hauptsaechlich Blutwurst, Innerreien und Stiereier vorfanden (Sah zumindest so aus!). Doch wirklich beeindruckt sind wir erst in der Tanzschule, als wir die Bilder von Lady Diana, Bill Clinton und vielen weiteren Beruehmtheiten sehen, die auch schon hier das Tangotanzen gelernt haben. Unsere Tanzlehrer sind kaum wiederzuerkennen, denn auf den Fotos sind sie gefuehlte 80 Jahre juenger. Doch energiegeladen werden wir durch den Saal geschwungen und es ist uns klar, dass Tango fit haelt. Am naechsten Morgen jedoch haben wir erst mal ordentlich Muskelkater.

Heimatshofen, Februar 2014

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.

Mein Projekt in der Arbeit geht zu Ende und Ingo wechselt den Job. Ich habe jede Menge Überstunden abzufeiern und Ingo eine zweimonatige Lücke zwischen altem und neuem Job. Ganz plötzlich sind wir in einer Luxussituation - was machen wir mit so viel Zeit? Da wird nicht lang überlegt - reisen.

Da Südamerika auch für mich noch unentdecktes Land ist und Ingo bisher mit dem Motorrad nur Teile des Landes erkundet hat, suchen wir uns dieses außergewöhnliche und abwechslungreiche Land aus. Am 1. März soll es los gehen. Erst mal für 2 Wochen nach Buenos Aires, um einen Spanisch und Tangokurs zu belegen.

¡Viva Argentina!